Premiere des Musiktheaterstücks Neuland
Im Saal des Sorbischen National-Ensembles in Bautzen
Neuland | Zwei Uraufführungen an einem Abend: „Ptačk architektki“ („Der Vogel der Architektin“) und „Die Fischerin“
Mit den Neuproduktionen Ptačk architektki (Der Vogel der Architektin) und Die Fischerin treten zwei Werke in einen künstlerischen Dialog, die sich auf unterschiedliche und spannungsreiche Weise mit der Rolle der Frau, der Gestaltung von Natur und Raum sowie mit Erbe und Innovation auseinandersetzen.
Ptačk architektki (Der Vogel der Architektin) ist eine Groteske der sorbischen Lyrikerin Róža Domašcyna (* 1951). Die Komposition für das gleichnamige Bühnenstück stammt von Christian Mietke. Das Werk erzählt von einer arbeitslosen Architektin, die in einem postindustriellen Gelände einem rätselhaften Vogel begegnet. Er fordert sie heraus, die Ruinen nicht als Zeichen des Scheiterns, sondern als Ausgangspunkt eines Zukunftsbildes zu begreifen. Ihre Reise wird zu einem poetischen Prozess des Neudenkens von Raum, Geschichte und Verantwortung – zwischen Vergangenheitsbewältigung und zynischer Zukunftsvision, in der sorbische Kultur nur noch als museales Relikt überlebt.
Im zweiten Teil des Abends kommt in einer bisher unveröffentlichten Fassung das Singspiel Die Fischerin von Emilie Mayer nach einem Text Johann Wolfgang von Goethes zur Aufführung. Entgegen gängiger Geschlechterbilder sorgte die 1812 im mecklenburgischen Friedland geborene Komponistin zu ihren Lebzeiten für Aufsehen. Nach ihrem Tod 1883 geriet ihr Werk in Vergessenheit und wird im Konzertbetrieb erst allmählich wieder hörbar. Eine kürzlich erschienene Biografie würdigt die selbstbewusste Frau als „Europas größte Komponistin“. Für die Aufführung des Singspiels wurde die Handschrift, die in der Staatsbibliothek Berlin aufbewahrt wird, von Maximilian Nicolai neu erschlossen. Das Stück schildert den inneren Zwiespalt einer jungen Frau, die gegen gesellschaftliche Konventionen ankämpft. Goethes berühmte Ballade Der Erlkönig wird dabei kunstvoll eingeflochten und intensiviert das Motiv des Verlorengehens zwischen Rollenbildern und damit verbundenen Erwartungshaltungen. Emilie Mayers Musik verleiht diesem Spiel der Kräfte eine düstere Sinnlichkeit, die ebenso romantisch wie unheimlich ist.
Ein anregender Abend, der von Herkunft und Transformation erzählt. Als verbindendes Element erklingt das Lied von den Vögelein, vermutlich ein Vorläufer des bekannten Vogelhochzeitsliedes. Es schlägt eine Brücke zwischen den beiden kontrastreichen Teilen des Abends, der Natur, Kultur und Identität miteinander verwebt.
Beide Stücke werden in Originalsprache, auf Sorbisch und Deutsch mit Übertiteln aufgeführt.
Besetzung:
MUSIKALISCHE LEITUNG Katharina Dickopf
REGIE Maria Chagina
AUSSTATTUNG Anna Agafonova
MUSIKALISCHE EINSTUDIERUNG Soyoung Kim
CHOREINSTUDIERUNG Tvrtko Karlović
DRAMATURGIE Syman Hejduška, Swantje Richter
REGIEASSISTENZ/INSPIZIENZ Kristina Nerád
BÜHNENMEISTER/TECHNISCHE LEITUNG Marcus Olms
BELEUCHTUNG Simon Oelsner
TON Frank Peter
MASKE Anne Haase
SCHNEIDEREI Bea Heller i.V.
REQUISITE Marek Rajzik
Chor und Orchester des SNE
Teil 1: Ptačk architektki
KOMPOSITION Christian Mietke
LIBRETTO Róža Domašcyna
Besetzung:
WONA (SIE) Božena Bjaršec (a. G.)
Teil 2: Die Fischerin
KOMPOSITION Emilie Mayer
LIBRETTO Johann Wolfgang von Goethe
Besetzung:
DORTCHEN (SOPRAN) Lisa Trentmann (a. G.)
NIKLAS (TENOR) Martin Enger Holm (a. G.)
VATER (BARITON) Friedo Henken (a. G.)
TRANSKRIPTION DES NOTENURTEXTES Maximilian Nicolai
ÜBERSETZUNG DES LIBRETTOS INS OBER- UND NIEDERSORBISCHE Werner Meškank
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